Die Fibromyalgie ist eine chronische Schmerzerkrankung.
Das Wort Fibromyalgie leitet sich in seinen drei
Bestandteilen
ab aus „Fibro-“ vom lateinischen fibra = Faser,
griechisch „My-“ bzw. „Myo-“ von myos = Muskel
und „algie“, ebenfalls aus dem Griechischen von
algos = Schmerz. Die veraltete Bezeichnung
lautet Generalisierte Tendomyopathie, abgekürzt GTM.
Inhaltsverzeichnis
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* 1 Symptome
o 1.1 Vegetative Beschwerden
* 2 Krankheitsverlauf
* 3 Diagnose
* 4 Ursache
* 5 Betroffene
* 6 Behandlung
* 7 Differentialdiagnosen
* 8 Geschichte
Symptome
Es handelt sich um eine chronische Schmerzkrankheit
mit Symptomen des Gelenk- bzw. Bewegungsapparates:
Schmerzen in allen Körperbereichen,
insbesondere bei Belastung, allgemeine Schwäche,
neurologische Störungen, Konzentrationsstörung,
Schlafstörung, chronische Erschöpfung
(Fatigue-Syndrom), tiefgreifende Funktionsstörungen,
erheblich verringerte geistige und körperliche
Leistungsfähigkeit können Symptome sein.
Körperliche, geistige, aber auch emotionale
Belastungen erfordern unnatürlich lange
Erholungsphasen. Während für gewisse
Fibromyalgie-Patienten vor allem die
Schmerzen im Vordergrund stehen,
klagen andere Patienten hauptsächlich
über Müdigkeit, Verspannungen und
Konzentrationsstörungen.
Vegetative Beschwerden
Herzrhythmusstörungen, empfindliche Haut
(überschießende Reaktionen bei Berührung
von näheren Menschen), vermehrte
Venenzeichen, Haarausfall, Atembeschwerden,
diffuse Schmerzen im Brustbereich in
Verbindung mit Atemnot, Infektanfälligkeit,
leicht erhöhte Temperatur, Taubheitsgefühle,
nervöse Extremitäten (restless legs),
Krämpfe in der Beinmuskulatur, Händezittern,
Reizblase, Reizdarm, Periodenschmerzen,
Nachlassen des sexuellen Interesses,
Impotenz, Heiserkeit, Schluckbeschwerden,
Kloßgefühl im Hals, Zahnschmerzen,
Schmerzen in der Kaumuskulatur,
Störungen des Gehörsinns, Blindheit,
Tinnitus (Ohrgeräusche),
Neigungen zur vermehrten Schweißbildung,
Wassereinlagerungen, Reizbarkeit,
Stimmungsschwankungen,
Wortfindungsstörungen,
Schmerzen im Wirbelsäulenbereich,
wechselnde Schmerzbereiche
z. B.: re. Hand, li. Fuß,
nächster Tag li. Arm re. Bein.
Depressionen, Erschöpfungszustände,
Müdigkeit, Mattigkeit, Muskel- und
Gelenkschmerzen können am ganzen
Körper auftreten.
Organ- und Gewebeschäden sind bisher
nicht nachweisbar, obwohl massive
Störungen in der Funktion der inneren
Organe auftreten können, insbesondere
zu Beginn der Erkrankung.
Die Fibromyalgie kann plötzlich auftreten,
nach einer grippeähnlichen Erkrankung,
oder schleichend.
Krankheitsverlauf
Der Erkrankungsbeginn ist häufig schleichend
und unauffällig. Am Anfang stehen meistens
unspezifische Beschwerden wie beispielsweise
Abgeschlagenheit, Schlafstörungen oder
Magen-Darm-Beschwerden. Später kommen
Schmerzen im Bereich der Lenden- oder –
etwas seltener – der Halswirbelsäule hinzu.
Erst danach entwickeln sich die typischen
Schmerzen in Arm und Beinen sowie weitere
begleitende Symptome und Beschwerden.
In der Regel verschlimmert sich die
Krankheit nicht kontinuierlich. Heftige
Schmerzattacken werden von
schmerzfreien Intervallen abgelöst.
Kälte, Nässe oder äußere Belastungen
können zur Verschlimmerung führen.
Bis sich das Vollbild der Erkrankung
herausgebildet hat, dauert es
durchschnittlich sieben bis acht Jahre.
Die einzelnen Schübe und akuten
Phasen folgen keinem bestimmten
Muster und sind deshalb nur schwer
vorherzusehen, jedoch treten sie
besonders häufig nach akuten
Infektionskrankheiten auf (Grippe,
Lungenentzündung, Lyme-Borreliose o.ä.).
Zu einer krankheitsbedingten Zerstörung
der Knochen – wie etwa bei einer
rheumatoiden Arthritis – kommt
es durch die Fibromyalgie selbst
in der Regel nicht, jedoch kann die
teilweise massive Bewegungseinschränkung
zu Kapselschrumpfungen und anderen
irreparablen Folgen im Gelenkapparat
führen; dies ist allerdings selten.
Diagnose
Die Diagnose einer Fibromyalgie
gestaltet sich recht schwierig, da
sowohl Röntgenbilder wie auch
Laborwerte keinen eindeutigen
Aufschluss geben. Eine Diagnose
kann somit letztendlich nicht immer
sicher gestellt werden. Meist werden
so genannte „tender points“
(18 Druckpunkte, von denen 11 auffällig
reagieren sollten) zur Hilfe genommen
(ACR [American College of Rheumatology]
-Klassifikationskriterien 1990).
Oft wird die Diagnose erst nach
8–10 Jahren gestellt, so dass es
bereits zu einem Vollbild der Erkrankung
gekommen ist, bevor der Patient
angemessen therapiert wird.
Diagnosekriterien:
* spontane Schmerzen in der Muskulatur,
im Verlauf von Sehnen und Sehnenansätzen,
die über mindestens drei Monate an drei
verschiedenen Regionen vorhanden sind.
* Druckschmerzhaftigkeit der „tender points“
– siehe oben
* begleitende vegetative und funktionelle
Symptome (Schlafstörungen, Müdigkeit,
Kopfschmerzen/Migräne, kalte Hände/Füße,
trockener Mund, Hyperhidrosis,
Kreislaufbeschwerden, Schwindel,
gastrointestinale Beschwerden,
Globusgefühl, funktionelle Atembeschwerden,
Missempfindungen („Kribbeln“),
funktionelle kardiale Beschwerden,
Dysurie und/oder Dysmenorrhoe)
Fibromyalgie-Patienten haben aufgrund
der problematischen Diagnose oft
Schwierigkeiten als arbeitsunfähig
anerkannt zu werden, was nicht
selten zu großen sozialen bzw.
finanziellen Schwierigkeiten führt.
Die Krankheit ist nicht tödlich,
kann jedoch zu einer massiven
Beeinträchtigung der Lebensqualität führen.
Ursache
Sowohl die Ursache (Ätiologie) der
Fibromyalgie als auch die Mechanismen
der Krankheitsentstehung (Pathogenese)
sind ungeklärt. Es besteht eine
Vielfalt von Befunden, die genetische,
hormonelle, neurophysiologische,
psychische und weitere Faktoren
betreffen. In der Zusammenschau
der Befunde wird derzeit vorwiegend
eine Störung schmerzverarbeiten
der Systeme im zentralen Nervensystem
mit der Folge einer erniedrigten
Schmerzschwelle diskutiert.
Hinsichtlich hormoneller und
neurophysiologischer Faktoren
wird beispielsweise ein Mangel
des Neurotransmitters Serotonin,
das in der Schmerzverarbeitung
und der Regulation des Schlafes eine
wichtige Rolle spielt, diskutiert.
So wurden bei Patienten mit einer
Fibromyalgie unter anderem im
Liquor cerebrospinalis erniedrigte
Spiegel an Serotonin-Stoffwechselprodukten
festgestellt. Neben Serotonin wird
auch die Rolle anderer Hormone und
Neurotransmitter wie beispielsweise
Substanz P oder das Wachstumshormon
Somatotropin in der Entstehung der
Fibromyalgie untersucht.
Bei Patienten mit Fibromyalgie liegen
überdurchschnittlich häufig psychische
Störungen wie Depressivität und
Ängstlichkeit vor. Es ist ungeklärt
und Gegenstand der wissenschaftlichen
Diskussion, inwieweit diese psychischen
Störungen selber Folge der chronischen
Schmerzen sind oder aber die Symptome
der Fibromyalgie eine zugrundeliegende
psychische Störung reflektieren. In
Untersuchungen konnte bei
Fibromyalgie-Patienten ein häufigeres
Vorkommen von körperlicher
Misshandlung und sexuellem Missbrauch in der
Vorgeschichte festgestellt werden.[1][2]
Betroffene
Betroffen sind ca. 0,6 bis 4 Prozent
der Bevölkerung, zu 85 bis 90 Prozent
Frauen. Die Erkrankung beginnt im
Allgemeinen gegen Ende 20 und ist
mit etwa Mitte 30 voll entwickelt,
und hat einen Häufigkeitshöhepunkt
im und nach dem Klimakterium.
Selten sind auch Kinder und Jugendliche
von ihr betroffen; bei alten Menschen
könnte sie fälschlicherweise unter
„Altersbeschwerden“ subsumiert werden.
Der Krankheitsverlauf zieht sich
meistens über Jahrzehnte hin.
Die Heftigkeit der Symptome und
der daraus folgenden gesundheitlichen
Einschränkungen ist individuell
verschieden, in schweren Fällen
aber lebensbestimmend bzw. stark
einschränkend bis hin zur dauernden
Bettlägerigkeit.
Typisch sind „Patientenkarrieren“,
d. h. die Betroffenen haben bis zur
Diagnosestellung eine Vielzahl von
Ärzten besucht und viele verschiedene,
teilweise überflüssige diagnostische
und/oder therapeutische Maßnahmen
hinter sich. Aufgrund dieser unklaren
Lage haben Betroffene, insbesondere
in Ländern mit ausgebautem Sozialsystem,
Schwierigkeiten ihren Rechtsanspruch
im Sozialrecht tatsächlich durchzusetzen.
In der Schweiz behandelt das
Bundesgericht die Fibromyalgie wie andere
somatoforme Schmerzstörungen; s.
I 455/06 v. 22. Januar 2007).
Es wird eine Prävalenz von bis zu
vier Prozent der Gesamtbevölkerung
angenommen.“[3]
Behandlung
Die Fibromyalgie ist durch medizinische
Maßnahmen nicht heilbar. Grundsätzlich
besteht die Gefahr des
Medikamentenmissbrauchs, der
Sucht sowie unabsehbarer Folgeschäden
durch Dauermedikation mit diversen
Schmerzmitteln.
Ein Behandlungskonzept ist heute die
multimodale Therapie entsprechend
den Erkenntnissen der modernen
Schmerzforschung. Ziel der
Maßnahmen ist hierbei die
Erhaltung oder Verbesserung
der Funktionsfähigkeit im Alltag
und damit der Lebensqualität
sowie die Minderung und / oder
Linderung der Beschwerden. Da
es sich um ein lebenslang
bestehendes Beschwerdebild
handeln kann, werden insbesondere
Behandlungsmaßnahmen empfohlen,
die vom Betroffenen eigenständig
durchgeführt werden können
(Selbstmanagement), die keine
oder nur geringe Nebenwirkungen
haben und deren langfristige
Wirksamkeit gesichert sein sollte.
Zusätzlich zur wissenschaftlichen
Leitlinie zur Diagnostik und Therapie
des Fibromyalgiesyndroms
(AWMF-Register Nr. 0041/004 [4])
wird vom Bundesverband der
Deutschen Fibromyalgievereinigung
(DFV) e. V. ein auf diesen Leitlinien
basierender Patientenleitfaden
herausgegeben. [5]
Danach werden folgende mögliche
Behandlungen und Maßnahmen,
die nicht zuletzt aufgrund des
inhomogenen Krankheitsbildes
auf den jeweils Betroffenen
individuell abgestimmt werden müssen,
empfohlen (Stand 3/2008):
* Patientenschulung, Nutzung der
Möglichkeiten von Selbsthilfeorganisationen
* kognitiv-verhaltenstherapeutische
Schmerztherapie
* eine ausreichende schmerzlindernde
Therapie unter dem Einsatz von Antidepressiva
* äußerst sparsamer und keinesfalls
kontinuierlicher Einsatz von klassischen
Schmerzmitteln. Opiatagonisten
sind nur mit äußerster Vorsicht
einzusetzen; hier liegen derzeit
nur Wirksamkeitshinweise für
Tramadol vor. Für den Einsatz
nichtsteroidaler Antirheumatica
(NSRA) liegen keine Hinweise
auf eine Wirksamkeit bei Fibromyalgie vor.
* eine systematische Belastungssteigerung
durch Sporttherapie
(Herz-Kreislauftraining und Funktionstraining),
empfohlene Ausdauersportarten: Walking,
Radfahren, Schwimmen, Aquajogging
* psychologische Therapie in Form von
Hypnotherapie, geleitete Imagination,
therapeutischem Schreiben
* Funktionstherapie / Krankengymnastik,
teilweise mit sehr langsam steigenden
Anforderungen, angesichts des teilweise
erheblichen Schmerzpegels.
* physikalische Therapie (Balneo- und Spa-Therapie)
* Ganzkörperwärmetherapie
(Sauna, Wannenbäder, Thermalbäder)
* Lymphdrainage
* Entspannungsverfahren
(autogenes Training, Meditation),
Taijiquan und Qigong und weitere
Techniken der Stressbewältigung
* Homöopathie
Differentialdiagnosen
Da es sich bei der Diagnose
Fibromyalgie um eine beschreibende
Ausschlussdiagnose handelt,
müssen zuvor unbedingt andere
definierte Erkrankungen
ausgeschlossen werden. Wichtig
ist hierbei auch eine sorgfältige
psychiatrische Abklärung, da bspw.
eine Depression oft übersehen wird.
* Rheumatoide Arthritis
* Perniziöse Anämie /
Vitamin-B12-Mangel,
Neurologische Schäden treten
meistens vor der eigentlichen
Anämie auf.
* Polyneuropathie
* Borreliose
* Hashimoto-Thyreoiditis
* Multiple Sklerose
* Epstein-Barr-Virus
* Enthesiopathien, z. B.
Tendinose – Degenerative Erkrankungen
der Sehnen oder des Sehnenansatzes,
meist Folge von Über- oder
Fehlbelastungen bzw. von
Stoffwechselstörungen,
Abklärung in der Regel per
Sonographie möglich
* Übertraining – intensive langwährende
sportliche Betätigung, z. B.
Leistungssportler, aber auch
ambitionierte Hobbysportler
Geschichte
Die Existenz der Fibromyalgie ist
insbesondere hinsichtlich ihres
Krankheitswertes bis heute
umstritten. Allerdings gibt es
durchaus zunehmend Indizien,
dass es sich um eine reale
Erkrankung mit organischen
Ursachen handeln könnte.
Obwohl schon früher zahlreiche,
im Einzelnen jedoch nicht unumstrittene –
z. B. hinsichtlich der Spezifität –,
organische Befunde festgestellt wurden,
haben erst moderne bildgebende
Verfahren, welche Echtzeit-Einblicke
in Bereiche des ZNS ermöglichen,
deutliche Abweichungen, z. B. in
der Schmerzwahrnehmung aufgezeigt.
Diese Erkenntnisse wurden
verschiedentlich bestätigt. Daher
ist die Existenz der Schmerzwahrnehmung
in Fachkreisen mittlerweile etwas weniger
umstritten, was jedoch nicht für deren
Ursache gilt. Auch wenn sich daraus für
die Diagnostik (auf Grund der Kosten)
oder die Therapie nicht direkt
verwertbare Erkenntnisse bieten,
sind die Betroffenen wenigstens den
ihnen oftmals entgegengebrachten
Vorwürfen (z. B. Simulation,
Hypochondrie, Hysterie) nicht mehr
ganz im früher anzutreffenden
Umfang ausgesetzt. Jedoch ist mit einer
erheblichen Latenz zu rechnen, bis sich
diese noch relativ neuen Erkenntnisse
auch tatsächlich breit durchsetzen.
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Hier ein Link zu einem FMS Forum wo man fragen
stellen kann und auch Ärzte online sind
man muss sich da ncioht unbedingt anmelden
sonden es gibt in der foren übersicht ganz
unten einen thread wo man als Gast fragen stellen kann
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